Vorbemerkung

Sollte sich durch den folgende Text jemand beleidigt oder angegriffen fühlen, so war das von mir nicht beabsichtigt! Zu Gunsten der Lesbarkeit habe ich verzichtet an jeder Stelle die weibliche und männliche Form zu nutzen. Gemeint ist es natürlich so. Namen werde ich hier nicht nennen. Die die ich meine werden sich schon erkennen und viele andere sicher auch, aber ich möchte keinem zu Nahe treten und etwaige Persönlichkeitsrechte verletzen.

Los geht’s

Nun sitze ich das vorletzte Mal im Zug von Schmalkalden nach Hause. 6,25 Stunden, wenn alles gut geht. Oft genug saß ich im SEV-Bus oder wartete bei einem der 4 oder 5 Zwischenhalte auf den verspäteten Anschluss oder auf den nächsten Zug, da der Anschluss nicht warten konnte.

Naja, das ist jetzt vorbei. Vorbei ist aber auch meine Arbeit an der Fakultät Informatik und die hat richtig Spaß gemacht! Eine kleine aber feine Fakultät in einer Hochschulstadt in der die Studierenden nicht allzu sehr von ihrem Studium abgelenkt werden.

Die Studierenden

Eine Hochschule lebt ja hauptsächlich von ihren Kunden, den Studierenden. An der Fakultät Informatik gibt es eine ganze Menge davon in einer interessanten Breite von Hardcore-Informatikern, die, so will es die Legende, aus irgendeinem Keller kommen, bis hin zu stylischen und hippen Multimedia-Marketing-Mädels.

Die Informatiker

Die Informatiker sind mir besonders ans Herz gewachsen. Nicht nur weil ich selbst Informatiker bin. Oder vielleicht doch. Auf jeden Fall habe ich mich in den letzten Semestern als Studiengangsbeauftragter ein bisschen verantwortlich gefühlt und versucht den “neuen” Bachelor Informatik, der im Wintersemester 2013/14 starten soll, ein wenig besser zu machen, wie den alten. Deshalb gibt es in Zukunft auch die Veranstaltungen “Compilerbau” und die Pflichtvorlesung “Funktionale Programmierung”. Die vielen kleinen anderen Optimierungen, die gemeinsam mit den Kollegen entstanden sind, werden sicher bald im Web zu lesen sein. Die Akkreditierungskommission hat sie auf jeden Fall schon.

Am meisten Spaß hat mir natürlich meine Wahlplichtvorlesung “Funktionale Programmierung” gemacht, in der eine Menge tolle Projekte in Haskell und Scala entstanden sind. Eines davon ist übrigens die Spirit-News-Plattform [](http://spirit.fh-schmalkalden.de).

Die anderen Bachelors

Wirtschaftsinformatik, IT-Servicemanagement und Multimedia Marketing, sie alle durfte ich mit Programmierung beglücken und zweimal sogar mit “Einführung in die Wirtschaftsinformatik”. Also ich. Letzteres. Ja, wirklich. Auch wenn mir die Programmierausbildung grundsätzlich sehr viel Spaß gemacht hat, war es doch manches Mal etwas durchwachsen. Naja, ich verstehe das schon. Sonst hätten ja alle Informatik gewählt. Haben sie aber nicht. Und deshalb kann ich einfach nicht erwarten, dass alle beim Programmieren “Hurra” schreien. Aber trotzdem müssen wir da gemeinsam durch und wir haben das, wie ich finde, auch recht gut geschafft. Besonders hat mich in den letzten Tagen gefreut, als sich eine Studentin des Multimedia Marketing im 6. Semester bei mir bedankte, dass ich ihr das Programmieren beigebracht habe. Im Verlauf Ihres Studiums hat sich gezeigt, dass sie es ganz gut brauchen konnte und das das was über die Grundlagen hinaus geht auch richtig Spaß macht.

Übrigens habe ich die ersten MuMas und ITSler mit Java versorgt und bin dann auf Scala umgestiegen. Das Feedback der Studierenden und der Lehrenden, die mit ihren Veranstaltungen auf meiner Vorlesung aufbauten, dazu war recht gut, dennoch würde ich noch einmal darüber nachdenken ob es, gerade für die Schwächeren, nicht besser ist eine syntaxmäßig strengere Sprache zu nehmen, da der eine oder andere mit den Freiheiten die Scala bietet vielleicht doch ein wenig überfordert ist. Super an Scala für die Anfängerausbildung sind aber die REPL, die Typinferenz und die Möglichkeit Scala Collections schon vor der objektorientierten Programmierung einzuführen und zu nutzen.

Die Master

Ja, die Master, die haben mir auch viel Spaß bereitet. Angefangen hat das Ganze ja vor drei Jahren unter dem Namen “Media Processing & Interactive Services” mit Informatik- und Wirtschaftsinformatikabsolventen. Da liefen eine Menge Masterarbeiten bei mir im Bereich Scala und Mobile Apps. In der Vorlesung “Programmierung verteilter multimedialer Systeme” habe ich in denn ersten beiden Durchgängen Java genutzt. Im dritten und letzten Durchgang unter dem neuen Namen “Verteilte Systeme” im Master mit dem neuen Namen “Angewandte Medieninformatik” mit Bachelorn aus allen 4 Studiengängen, bin ich auf Scala und Akka umgestiegen und das war genau die richtige Entscheidung. Ja, ich würde es wieder tun! Die Informatiker, die schon richtig gut programmieren können, haben sich gefreut etwas neues zu lernen und die anderen haben sich schnell mit dem hohem Abstraktionsniveau der Aktoren und STM angefreundet. Zumindest war das mein Eindruck!

In der Veranstaltung “Vertiefung Verteilte Systeme” habe ich von den Teilnehmern gefordert einen 35-minütigen Vortrag zu halten und eine Ausarbeitung in LaTeX zu schreiben. Da das alles in einem Dokument zusammengefasst werden sollte, haben wir unsere Arbeit mit Hilfe eines Git-Repositories koordiniert. Und auch das fand ich gut!

Schließlich freue ich mich noch auf einige Vorträge und BlogPosts zu fortgeschrittenen Haskell-Themen, die im Rahmen meiner Veranstaltung “Fortgeschrittene funktionale Programmierung” zu halten bzw. zu erstellen sind.

Meine Jungs und das Mädel aus dem PaDSLab

Ja, das PaDSLab. Also es waren ein paar Studenten und die machten schöne Haskell- und Scala-Sachen, aber hatten keinen Raum. Und alle waren sie im Spirit-Projekt involviert. Da machten wir uns auf die Suche nach einem Raum und bekamen einen und gute Unterstützung von allen Seiten. Geboren war das PaDSLab. Zu der funktionalen Programmierung schrieben wir dann noch Entwicklung von mobilen Apps auf unsere Fahnen und standen bereit um anderen Studierenden bei Programmierfragen und -problemen mit Rat und Tat zu Seite zu stehen.

Das PaDSLab wurde gut angenommen und das Spirit-Projekt sogar von der Fakultät und dem Rektorat finanziell unterstützt. So konnten wir uns Monitore und ein bisschen andere Hardware kaufen um mit vollem Elan in die App-Programmierung einzusteigen. Der Elan wurde allerdings ein bisschen gebremst als die Studierenden merkten, dass sie ja neben dem PaDSLab und Spirit noch mitten im Studium steckten und das frisst bekanntermaßen ja eine Menge Zeit. Und wenn man dann nebenher auch noch jobben muss, um das Studentenleben zu finanzieren, dann bleibt eben leider doch nicht mehr so viel Zeit übrig. Aber dafür haben wir doch eine ganze Menge geschafft. Ein bischen leichter fällt mir der Abschied von meinen Lab nur, weil ich nicht der erste bin der geht. Schöne Grüße nach Jena und Hamburg!

Die Kolleginnen und Kollegen

Neben den Studierenden gibt es an einer Hochschule auch noch sogenannte Kolleginnen und Kollegen und die waren, mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen, wirklich SUPER!

Wie eine Familie

Die Fakultät Informatik ist eine große Familie. Der Dekan ist der Papa und die Sekretärin die Mama. Und der Rest ist auch manchmal ein bisschen kindisch. SCNR. Aber das ist großartig. Gerade in den letzten Tagen in denen die (Re-)Akkreditierung von sechs Studiengängen zu stemmen war, habe ich noch einmal eindrucksvoll gemerkt wie toll die Zusammenarbeit laufen kann. Übrigens, ja, ich habe richtig gezählt. Vier Bachelor und ein Master. Im Moment. Ab Wintersemester gibt es nämlich noch einen fünften Bachelor. Mehr sog I ned. Naja, höchstens noch, dass ich ein bisschen traurig bin, dass ich den Start nicht mehr miterleben kann. Ich durfte mich nämlich mit einem Kollegen ganz schön austoben und nicht nur den Bachelor Informatik umbauen, sondern auch diesen neuen Studiengang entwerfen. Naja gut, am Ende haben dann alle mitgeredet und noch ein bisschen mehr umgebaut und zurückgebaut, aber eigentlich gar nicht mehr so viel. Toll ist aber, dass sich gleich zwei weitere Kollegen gefunden haben, die sich jetzt weiter um den Studiengang kümmern werden und auch schon die Erstellung der Akkreditierungsunterlagen an der Backe hatten. Ich habe mich dann nur noch um die Unterlagen für den Bachelor Informatik erstellt bzw. zusammengeführt.

Selbstverwaltung

Es hat mir schon immer Spaß gemacht ein wenig mitzumischen und diese Chance bekam ich in Schmalkalden schon sehr früh. Nachdem ich bisher Berufungsverfahren nur als Bewerber miterlebt hatte, durfte ich gleich mal eines leiten und wurde als Vorsitzender einer Berufungskommission, nachdem ich gerade mal vor einem guten halben Jahr selbst berufen wurde, ins kalte Wasser geworfen. Ok, zur Ehrenrettung der Fakultät muss man sagen, ich hatte tolle Unterstützung von Anfang an. Ja, und auch ich wachse mit meinen Aufgaben. Nicht einmal ein Jahr später wurde ich Studiengangsbeauftragter Informatik und ein weiteres Jahr später zog ich in den Fakultätsrat und in den Senat ein und wurde Prodekan. Die Fakultät hat schnell eine Menge Vertrauen in mich gesteckt und hat mich gestalten lassen. Ich hoffe sie wird es nicht bereuen. Zumindest gibt es jetzt eine Menge Posten zum Nachbesetzen.

Die Mittwochsrunde

Zu einer Famile gehört auch, das man zusammen ißt. Und das haben wir gemacht. Zwar nicht immer, aber meistens mittwochs. Zwar nicht alle, aber doch immer ein paar. Und da konnten wir uns wunderbar kennenlernen, über Dienstliches und Privates plaudern und bei dem einen oder anderen Radler (“ich brauch noch …”) die Zeit vergessen. Auch wenn ich donnerstags in der Regel schon um 08:15 im Lehrsaal stehen musste, habe ich es stets genossen bis tief in die Nacht zu fachsimpeln und, vor allem, viel zu lachen! Die Mittwochsrunde, liebe Freunde, werde ich am Allermeisten vermissen.

Was mir noch bleibt

Die letzte Vorlesung in Schmalkalden habe ich heute gehalten. Es war Haskell, so wie auch meine allererste dort. Die Akkreditierungsunterlagen werden gerade noch hundert Mal gedruckt und 120000-mal auf CD gebrannt. Gestern war Grillfest. Wie praktisch, das war quasi mein Ausstand. Nächste Woche stehen Prüfungen an und danach noch ein bisschen korrigieren. Ende August gibt es dann die letzten Handlungen als Thüringer Hochschullehrer: ein paar Kolloquien und Büro ausräumen. Da werde ich aber mit dem Auto fahren! Die BahnCard ist schon gekündigt! Die werde ich nicht mehr brauchen. Ich fahr dann MVV.

Naja und weil meine Stelle nachbesetzt werden muss und ich so gerne mitmische, werde ich als externes Mitglied der Berufungskommission doch eh schon bald eine Dienstreise nach Schmalkalden machen.

Darüber hinaus habe ich mir fest vorgenommen zur Fakultät, einigen Kolleginnen und Kollegen, sowie “meinen” Jungs (siehe oben) Kontakt zu halten. Und München ist ja auch nicht aus der Welt :-)

Wie es dann weiter geht, werdet ihr schon alle mit bekommen. Zumindest diejenigen die es interessiert. Ich werde dann berichten.

Und was ich noch zum Schluss sagen wollte, ist Danke und Ciao!